Es ist Ende April, der deutsche Winter war lang und wir waren seit Ewigkeiten nicht mehr in der Natur zum Wandern. Und wo kann man das besser machen als in Australien?! Wir sind in Albany, an der Südküste in Western Australia und der Grund, warum wir hier sind: der Stirling Range National Park!
Ist ein Bergliebhaber unter euch? Man hat uns gesagt, für Bergliebhaber ist der Stirling Range NP ein must-do, wenn man in dieser Ecke von Australien unterwegs ist.
Wir fahren etwas mehr als eine Stunde von Albany aus. Der Stirling Range National Park liegt nördlich von Albany und ist nur ca. 65 km lang. Als wir uns die Infobroschüre am Parkeingang holen, wissen wir auch, warum der Park bei Bergliebhaber so bekannt ist: alle Wanderwege führen auf einen Gipfel…
Der Bluff Knoll
Unser Ziel: Bluff Knoll. Leider biegen wir etwas zu früh ab und fahren kilometerlang auf dem Stirling Range Drive in die falsche Richtung.
(Achtung: bis auf den Chester Pass und der Straße zum Bluff Knoll gibt es im Stirling Range National Park nur nicht asphaltierte Straßen (dirtroads). Check auf jeden Fall deine Mietbedingungen von deinem Autoverleih!)
Na ja, macht ja nichts. So können wir uns einen ersten Eindruck machen und der ist ziemlich toll. Die rote Erde, das Buschland, die Berge… wir sind schon ganz aufgeregt!
Der Startpunkt zum Bluff Knoll ist der Eastern Lookout und ist auch schnell gefunden.
Wir parken und können vom Parkplatz schon den Gipfel erkennen… wusstest du, dass der Bluff Knoll mit 1095 Metern der höchste Berg Western Australias ist? Wir auch nicht… ui, das ist aber ganz schön hoch. Wie schlau war das wohl, nach monatelanger Wanderpause gleich einen Gipfel hoch zu wollen?
Was soll´s, jetzt sind wir schon mal im Stirling Range National Park, dann kriegen wir schon hin! Sind ja nur drei Kilometer…
Optimistisch und voll motiviert laufen wir los. Das erste Stück geht durch Wald- und Buschland und es geht gleich von Anfang an…richtig: bergauf! Treppenstufen sollen den Aufstieg wohl erleichtern, die Meinungen gehen hier auseinander: wir verfluchen sie! Schon alleine der Gedanke, dass wir die nachher auch alle wieder runter müssen…!!! Wir schlagen uns tapfer, kommen an einem kleinen Wasserfall an. Erste Pause.
Wir schnaufen und schwitzen, der Wald ist relativ dicht, so dass wir noch nicht einmal abschätzen können, wie hoch wir schon sind. Die Frage wird schnell beantwortet: am Wegesrand kommen Kilometerzähler, die dir anzeigen, wie weit es noch bis zum Gipfel ist. Hat Australien ein anderes Kilometersystem als Deutschland? Es sind noch zwei Kilometer? Wir sind erst einen Kilometer gegangen? Kann ja gar nicht sein!!!
Wir lassen uns nicht entmutigen und stiefeln weiter. Endlich kommen wir auch an eine Stelle, an der sich die Bäume und Büsche lichten und wir als kleinen Motivationsschub einen super Ausblick über den Stirling Range NP genießen können. Und von hier sehen wir sogar den Parkplatz: ha, wir sind ja doch schon ganz weit oben! Kann also nicht mehr weit sein. Wir verschnaufen etwas, trinken, lassen kurz die Beine baumeln und weiter geht´s.
Der Wald lichtet sich und nun laufen wir durch Grasland. Es geht stetig bergauf, aber wir können wenigstens immer wieder imposante Ausblicke genießen. Zwischendurch kommen wir auch an tollen Felsformationen vorbei, die wir übrigens zum Hinsetzen nutzen und um kurz Durchzuschnaufen…
Am nächsten Kilometerstand sind wir uns sicher: die bescheissen uns hier doch! Es sind immer noch über 1000 Meter bis zum Gipfel?
Uns überholt eine asiatische Gruppe, das ist unser Motivationsschub: wenn das Roller-fahrende Volk das schafft, schaffen wir das jawohl auch! Das letzte Stück kurz vor dem Gipfel des Bluff Knoll führt nochmal durch Buschland. Leute, die vom Gipfel runterkommen, wollen uns motivieren: „ist nicht mehr weit, gleich habt ihr es geschafft!“ Oh man, sehen wir so schlimm aus? Ach, das haben die bestimmt nur nett gemeint.
Und dann…dann sind wir oben! Wir haben den Bluff Knoll erklommen, den höchsten Berg Western Australiens! Die Glückshormone durchströmen unsere Körper und der spektakuläre 360 Grad Panorama-Ausblick über den Stirling Range National Park erledigt den Rest: der strapaziöse Aufstieg ist vergessen, wir sind völlig überwältigt. Wir machen es uns auf einen der Felsen gemütlich und machen eine ausgedehnte Lunch-Pause.
Wir genießen die imposante Umgebung bei unseren Sandwiches und klopfen uns gegenseitig auf die Schulter, dass wir es tatsächlich ohne Sauerstoffzelt nach oben geschafft haben. Das Wetter ist toll, strahlend blauer Himmel, wir haben also eine großartige Aussicht auf den kompletten Stirling Range Nationalpark!
Wir gönnen uns ca. 45 Minuten Pause, bevor wir uns von dem Ausblick losreißen und uns aufraffen den Abstieg in Angriff zu nehmen. Runter sind wir nicht wirklich schneller, verfluchen die Treppenstufen noch mehr und kommen völlig fertig, mit zum Reißen gespannten Waden, nach 2 Stunden wieder am Parkplatz an.
Unser Fazit:
Schwierigkeitsgrad: schwer Länge: 3 km one way Dauer: ca. 4-5 Stunden Reisezeit: Ende April 2017
Der spektakuläre Ausblick ist es auf jeden Fall wert und das Gefühl, auf dem höchsten Berg in Western Australia gestanden zu haben, auch. Der Wanderweg ist sehr beliebt und uns sind viele Leute entgegengekommen. Wir waren das von Western Australia gar nicht gewohnt und fanden es teilweise schade, vor allem auf dem Gipfel, nicht in Ruhe die Aussicht und die Natur erleben zu können. Wenn wir etwas fitter gewesen wären, hätten wir den Weg bestimmt auch noch mehr genießen können, unser Rat also: Couchpotatoes erstmal mit weniger anstrengendem Wanderweg anfangen!
Kleiner Tipp noch: nimm dir auf jeden Fall was zum Überziehen mit, oben auf dem Gipfel kann es ganz schön windig werden.